Triny - Welsh Corgi Pembroke
Triny
Wer bist du & wer ist dein Hund?
Ich bin Sabrina und komme aus Birr. Aufgewachsen bin ich im Nachbardorf, schon damals immer umgeben von Hunden und Katzen. Vor neun Jahren habe ich meine erste eigene Hündin übernommen, und seitdem sind Hunde ein fester Bestandteil meines Lebens.
Beruflich arbeite ich zu 30 Prozent selbstständig als mobile Hundephysiotherapeutin und den Rest meiner Zeit in der Vetimage Radiologie als Teamleitung. Gemeinsam mit meinem Mann, unserem Corgi-Welpen und Triny, meiner wundervollen „Secondhand-Hündin“, um die es in diesem Beitrag geht, lebe ich in einer Eigentumswohnung im Erdgeschoss mit rund 150 Quadratmetern Land rundherum.
Wie alt ist dein Hund & wie lange lebt er schon bei dir?
Triny ist vier Jahre alt und vor sieben Monaten bei uns eingezogen.
Welche Rasse ist dein Hund & warum hast du dich für sie entschieden?
Triny ist ein Welsh Corgi Pembroke. Ich habe mich allerdings nicht wegen der Rasse für sie entschieden, sondern wegen ihres Charakters – und weil sie so gut zu meiner ersten Hündin passte, die leider verstorben ist.
Da meine erste Hündin ebenfalls Epilepsie hatte, wusste ich, was auf mich zukommt. Genau das war auch ein Grund, warum ich Triny bei mir aufgenommen habe – sie hätte sonst wahrscheinlich nie so leicht ein geeignetes Zuhause gefunden.
Wie habt ihr zueinander gefunden?
Ich habe Triny kennengelernt, als ich bei einer Kundin von mir zu Besuch war. Dort behandle ich zwei Corgis, und Triny war zu dieser Zeit auf Pflegestelle und suchte ein neues Zuhause.
Da sie an Epilepsie leidet, war es für die Pflegestelle eine große Herausforderung, allen drei Hunden gerecht zu werden. Also entschied ich mich, Triny bei mir aufzunehmen. So konnte ich ihr ein neues Leben schenken und gleichzeitig die Pflegestelle entlasten.
Triny sollte ursprünglich als Zuchthündin eingesetzt werden, doch nach ihrem ersten Wurf entwickelte sie Epilepsie, und wurde daraufhin nicht mehr gebraucht. Bei uns hat sie nun endlich ihr Für-immer-Zuhause gefunden, in dem sie einfach Hund sein darf.
Was liebst du besonders an deinem Hund?
Ich liebe an Triny, dass sie einfach glücklich ist, sie braucht nicht viel, um zufrieden zu sein. Sie ist unbekümmert, lustig und manchmal herrlich tollpatschig. Manchmal erinnert sie mich an ein kleines Hippiemädchen: freundlich zu allen, offen für alles und ohne auch nur einen Funken Misstrauen.
Trotz allem, was sie in ihrem jungen Leben schon durchgemacht hat, sieht sie nichts Böses in der Welt. Sie begegnet jedem mit einem Lächeln, und genau das macht sie für mich so besonders.
Was macht deine Rasse aus, Klischees, Wahrheit & Überraschungen?
Triny ist ein echter Corgi – ganz das Klischee ihrer Rasse: dickköpfig, eigenständig und verfressen. Sie ist sehr besitzerliebend und findet es gar nicht toll, wenn wir ohne sie weggehen. Außerdem hat sie eine erstaunlich genaue innere Uhr – sie weiß ganz genau, wann Fütterungszeit ist, und erinnert mich mit Nachdruck daran, wenn ich mal zu spät dran bin.
Sie ist eine treue Seele, nicht nur zu Menschen, sondern auch zu Katzen und anderen Hunden. Wenn sie aber beim Spielen die Gelegenheit bekommt und ihr Gegenüber etwas sensibler ist, zwickt sie gern in die Hinterbeine. Dann kippt sie schnell in ihr Triebbild hinein, gerät in einen höheren Erregungszustand und hört nicht mehr besonders gut, ganz der kleine Hütehund eben.
Bellen tut sie kaum, denn das wurde ihr früher mit einem Elektrohalsband abgewöhnt. Sie beginnt langsam wieder, ihre Stimme zu entdecken, ab und zu bellt sie jetzt. Sie kündigt auch ihre epileptischen Anfälle mit Bellen an, als würde sie mir Bescheid sagen wollen: „Achtung, gleich passiert was.
Wie sieht euer Alltag aus?
Unser Tag beginnt früh, um fünf Uhr stehen wir auf und gehen erst einmal eine Runde spazieren. Um sieben Uhr fahren wir gemeinsam zur Arbeit nach Oberentfelden. Dort ist Triny mit im Büro und sorgt für gute Stimmung. Über den Mittag machen wir alle zusammen einen Spaziergang, bevor es am Nachmittag weitergeht.
Wenn ich als mobile Hundephysiotherapeutin unterwegs bin, begleitet sie mich natürlich auch, das sind meistens drei bis vier Nachmittage pro Woche, je nach Termindichte. Einmal in der Woche besuchen wir gemeinsam die Hundeschule, außerdem gehen wir mantrailen, was ihr mittlerweile richtig viel Spaß macht. Alle zwei Wochen steht zusätzlich noch CleverFit auf dem Programm.
Triny begleitet mich auch regelmäßig zu Weiterbildungen, sie liebt es, überall mit dabei zu sein und gemeinsam etwas zu erleben.
Gab oder gibt es Herausforderungen mit deinem Hund?
Durch ihre Vorgeschichte brachte Triny einige Themen mit, die typisch für Hunde aus schwierigen Verhältnissen sind. Eine der größten Herausforderungen war ihre Stubenreinheit. Da sie zuvor in Zwingerhaltung lebte, hatte sie nie gelernt, zwischen drinnen und draußen zu unterscheiden. Für sie war es anfangs völlig normal, sich einfach dort zu lösen, wo sie gerade war. Inzwischen hat sie das sehr gut verstanden – die Nächte bleibt sie sauber, besonders in ihrer Box, die sie als sicheren Rückzugsort betrachtet und nie verunreinigen würde.
Die Box hat generell eine wichtige Rolle in ihrer Entwicklung gespielt. Sie hilft ihr, zur Ruhe zu kommen und Reize zu verarbeiten – etwas, das ihr anfangs sehr schwerfiel. Triny war zu Beginn ständig „an“, konnte kaum abschalten und geriet schnell in Stress. Das ging so weit, dass sie auf einem Spaziergang vor Erschöpfung einfach umgefallen und eingeschlafen ist. Anfangs lösten auch Überforderung und mangelnde Ruhe epileptische Anfälle aus – Ruhe zu finden war daher nicht nur wichtig, sondern entscheidend für ihre Gesundheit. Wir geben ihr heute ein paar Minuten Zeit, um selbst runterzufahren, und wenn sie das nicht schafft, bringen wir sie in ihre Box, dort kann sie innerhalb kürzester Zeit entspannen und abschalten.
Corgis sind sehr anpassungsfähige, aber auch wachsame Hunde – besonders wenn sie, wie Triny, früh gelernt haben, auf ihre Umgebung zu reagieren. In ihrem früheren Leben hatte sie kaum positive Erfahrungen mit Freiheit oder Raum. Sie lebte entweder in einem Zwinger oder in einer Transportbox. Entsprechend fühlt sie sich heute im Auto, in ihrer eigenen Box, am wohlsten. Große Räume oder viel Platz verunsichern sie – sie kann damit einfach nicht umgehen, weil sie das nie lernen durfte.
Trinys Geschichte ist bewegend: Mit sechs Monaten kam sie ursprünglich aus Russland, wurde nach Polen gebracht, dort gechippt und erhielt ihren Pass. Danach ging es weiter in die Schweiz und schließlich zur Züchterin. Als sie zu mir kam, hätte sie jede Gelegenheit genutzt, um zu fliehen. Sie kannte weder Leine noch Alltagssituationen – all das mussten wir Schritt für Schritt aufbauen.
Als sie einmal einen Knochen aufs Sofa brachte, und Knochen sind bei uns auf dem Sofa eigentlich tabu, wollte ich ihn ihr wegnehmen, doch sie zeigte mir deutlich die Zähne, ganz nach dem Motto: «Das ist meins.» In solchen Momenten ist es wichtig, ruhig, aber klar zu reagieren. Corgis sind sehr charakterstark, wer unsicher ist, kann da schnell an seine Grenzen kommen.
Aufgrund ihrer C-Hüfte trainieren wir regelmäßig mit Maulkorb. Sie soll lernen, dass das nichts Negatives ist, sondern ein normales Trainingstool, das ihr Sicherheit gibt – vor allem bei Tierarztbesuchen oder in Stresssituationen.
Was war euer schönster gemeinsamer Moment bisher?
Wenn Triny nicht gewesen wäre, hätte ich nach dem Tod meiner ersten Hündin im April wahrscheinlich keinen Hund mehr. Ihre quirlige, lebensfrohe Art hat mir in dieser schweren Zeit unglaublich geholfen. Sie hat mich jeden Tag daran erinnert, nach vorne zu schauen und wieder Freude am Alltag zu finden.
Besonders schöne Momente erlebe ich auch in der Hundeschule, wenn sie von sich aus Dinge anbietet, die sie am Anfang gar nicht konnte – und plötzlich voller Stolz mitarbeitet. Im Mantrailen hat sie in den letzten Monaten enorme Fortschritte gemacht. Neulich ist sie selbstbewusst und konzentriert die gesamte Spur gelaufen, etwas, das vor einem halben Jahr noch undenkbar gewesen wäre. Zu sehen, wie sie immer sicherer wird und an Selbstvertrauen gewinnt, ist für mich eines der schönsten Gefühle überhaupt.
Was hast du durch deinen Hund über dich oder das Leben gelernt?
Triny hat mich gelehrt, das Leben nicht zu ernst zu nehmen und die unbeschwerten Momente mehr zu genießen. Sie erinnert mich jeden Tag daran, dass es oft die kleinen Dinge sind, die zählen, ein Spaziergang, ein Blick, ein gemeinsames Lachen.
Ich bin überzeugt davon, dass man immer den Hund bekommt, den man im jeweiligen Moment im Leben gerade braucht. Triny kam genau dann, als ich sie gebraucht habe, und vielleicht auch sie mich.
Dein Tipp für Menschen, die sich diese Rasse anschaffen wollen.
Man sollte sich wirklich bewusst sein, worauf man sich mit einem Corgi einlässt. Es ist kein Hund, der seinem Menschen gefallen will, Corgis sind dickköpfig, selbständig und haben ihren ganz eigenen Willen. Ich bin der Meinung, dass sie keine Hunde für Ersthalter sind. Die klassischen Erziehungsmethoden funktionieren bei ihnen selten, denn sie sind sehr intelligent, eigenständig und wissen genau, wie sie Situationen für sich nutzen können.
Bei einem Corgi ist Konsequenz alles. Man muss punktgenau und klar sein, einmal etwas durchgehen lassen, und man fängt in der Erziehung praktisch wieder von vorne an. Wenn die Regeln aber einmal sitzen, hält das zuverlässig. Ein Corgi findet nicht, dass er gehorchen muss, sondern dass er möchte, wenn er einen Sinn darin sieht, und genau das macht die Arbeit mit dieser Rasse so spannend.
Corgis haben außerdem viel körperliche Kraft, trotz ihrer kurzen Beine. Sie wurden ursprünglich gezüchtet, um Vieh zu treiben und notfalls auch mal in die Fesseln zu zwicken, ihr Kiefer ist entsprechend stark. Beim Spielen sind sie oft sehr körperlich und grob, auch untereinander. Deshalb ist es wichtig, gut darauf zu achten, mit welchen Hunden sie toben dürfen. Sensiblere Hunde fühlen sich schnell überfordert, während robuste Spielpartner meist kein Problem haben, ihnen die Stirn zu bieten.
Gesundheitlich ist der Corgi keine unproblematische Rasse. Durch den langen Rücken kommt es häufig zu Problemen mit der Bandscheibe, und die kurzen Beine belasten Ellbogen und Schultern. Auch Epilepsie tritt bei Corgis vergleichsweise oft auf. Dafür ist die Fellpflege unkompliziert, sie sind gute Schwimmer und meist sehr sozial, wenn sie richtig geführt werden.
Wer bereit ist, mit Geduld, Klarheit und Humor an die Erziehung heranzugehen, bekommt einen großartigen Begleiter fürs Leben, einen Hund, der einen fordert, zum Lachen bringt und bis ins hohe Alter von bis zu 15 Jahren an seiner Seite bleibt. Wenn sie gelernt haben, runterzufahren, sind Corgis treue, ausgeglichene und faszinierende Partner, nicht für jeden geeignet, aber für die Richtigen etwas ganz Besonderes.
Triny & Sabrina
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