Mudi - Tahiti
Tahiti
Wer bist du & wer ist dein Hund?
Ich bin Cheryl Schlumpf, 31 Jahre alt, und wohne in Winterthur. Dort lebe ich mit meinen drei Hunden und meiner Mitbewohnerin in einer gemütlichen Wohnung mit Garten. Ich bin ausgebildete Gebärdensprachdolmetscherin, habe aber schon länger gespürt, dass ich etwas Eigenes aufbauen möchte.
Durch meinen ersten Hund aus dem Tierschutz begann ich mich intensiv mit Hundeerziehung und allem, was dazugehört, zu beschäftigen. Während der Coronazeit habe ich schließlich die Ausbildung zur Hundetrainerin gemacht. Seit 2021 arbeite ich voll und ganz als Hundetrainerin, und es macht mir unglaublich viel Spaß, weil ich meine Ideen ganz individuell umsetzen kann, und so wie ich es mir vorstelle. Diese Freiheit hat mir im Job als Dolmetscherin gefehlt. In diesem Beitrag geht es um meine Hündin Tahiti.
Wie alt ist dein Hund & wie lange lebt er schon bei dir?
Tahiti ist jetzt zweieinhalb Jahre alt. Ich habe sie zu mir geholt, als sie gerade acht Wochen alt war.
Welche Rasse ist dein Hund & warum hast du dich für sie entschieden?
Meine Hündin ist ein Mudi, auch bekannt als ungarischer Hütehund. Ich habe mich ganz bewusst für diese Rasse entschieden. In meiner Hundeschule biete ich auch Welpenkurse an, und mein erster Hund kam damals als Junghund aus dem Tierschutz zu mir. Das war natürlich eine tolle Erfahrung, aber ich wollte auch einmal selbst einen Welpen großziehen, einfach, um diese Phase wirklich aus erster Hand zu erleben. So kann ich meine Kundinnen und Kunden noch gezielter beraten, wenn es um Themen rund um die Welpenerziehung geht.
Mir war außerdem wichtig, einen Hund von klein auf zu begleiten und selbst zu formen, im Training und im Alltag. Ich wollte einen Hund, der Spaß an der Arbeit hat, voller Energie steckt und mich auch fordert. Da ich generell ein großer Hütehund-Fan bin, stand für mich fest, dass es in diese Richtung gehen soll. Ein Australian Shepherd oder Border Collie kam für mich aber nicht infrage.
Wie habt ihr zueinander gefunden?
In einer Privatlektion hatte ich einmal einen kroatischen Schäferhund im Training, der mir unglaublich gut gefiel und dem Mudi optisch sehr ähnlich ist. Das hat meine Neugier geweckt, und so begann ich, mich über die Rasse zu informieren. Dabei fand ich eine Mudi-Züchterin in der Schweiz.
Ich nahm Kontakt zu ihr auf, durfte sie besuchen und ihre Hunde kennenlernen. Anfangs war ich noch etwas zurückhaltend, weil Mudis bekannt dafür sind, sehr bellfreudig zu sein. Doch als eine ihrer Hündinnen in dieser Zeit trächtig war, fügte sich alles ganz natürlich. Ich entschied mich trotz der Bellfreudigkeit für einen Welpen aus diesem Wurf – und es fühlte sich sofort richtig an.
Tahiti war der letzte noch freie Welpe, und ein Mädchen. Das passte perfekt, denn ich hatte mir ohnehin ein Weibchen gewünscht.
Was liebst du besonders an deinem Hund?
Was ich an Tahiti besonders liebe, ist ihr Vertrauen und ihr Wunsch, mir zu gefallen. Ich kann mit ihr überall ohne Leine spazieren gehen, denn sie bleibt immer in meiner Nähe und hat keinen Jagdtrieb. Sie ist eine unglaublich fröhliche und lustige Hündin, die mich mit ihrer quirligen Art oft zum Lachen bringt.
Ich liebe ihr Temperament und ihre Lebensfreude, sie steckt einfach an. Gleichzeitig ist sie sehr intelligent und unkompliziert, ich kann sie überallhin mitnehmen, und sie ist glücklich, solange sie einfach mit dabei sein darf.
Was macht deine Rasse aus, Klischees, Wahrheit & Überraschungen?
Der Mudi ist eine sehr besondere Rasse – sensibel, intelligent und trotzdem eigenständig. Gleichzeitig sind viele Mudis recht laut und bellfreudig, was man definitiv mögen oder zumindest managen können muss. Ich finde, sie haben ein eher schwaches Nervenkostüm und reagieren schnell auf Reize, was sie manchmal etwas gestresst wirken lässt.
Tahiti zum Beispiel hat oft Mühe, ihre Emotionen zu regulieren. Sie möchte alles richtig machen, ist schnell begeistert, aber auch schnell überfordert. Außerdem fällt es ihr schwer, allein zu bleiben, weil sie so stark auf mich fixiert ist. Das ist etwas, woran wir immer wieder arbeiten.
Natürlich ist das nicht bei jedem Mudi gleich, viele sind ausgeglichener oder unabhängiger. Aber insgesamt sind Mudis Hunde mit viel Energie, Herz und Charakter, sie sind wunderbare Begleiter für Menschen, die sie verstehen.
Wie sieht euer Alltag aus?
Ich arbeite von Dienstag bis Samstag. Bevor meine Kurse beginnen, gehe ich mit meinen Hunden raus und sorge dafür, dass sie körperlich und geistig ausgelastet sind. Danach starte ich in meinen Arbeitstag. Je nach Kurs oder Privattraining ist Tahiti oft als meine kleine „Arbeitskollegin“ mit dabei. Auch beim Spazierdienst oder bei den Social Walks begleitet sie mich regelmäßig.
Einmal pro Woche gehen wir außerdem gemeinsam mantrailen. Unsere Tage sind sehr unterschiedlich, je nachdem, was gerade ansteht, und genau das macht unseren Alltag so spannend.
Gab oder gibt es Herausforderungen mit deinem Hund?
Das Alleinsein war bei Tahiti lange eine echte Baustelle. Sie hatte auch eine Phase, in der sie bei fremden Menschen gefremdelt hat, sie mochte keine neuen Leute, interessierte sich nicht für sie und hatte auch wenig Interesse an fremden Hunden. Was ich inzwischen ehrlich gesagt eher als Pluspunkt betrachte. 😉
In dieser Zeit war sie insgesamt unsicherer und ist manchmal bellend nach vorne gegangen, wenn sie sich unwohl fühlte. Typisch für sie ist außerdem, dass sie schnell frustriert reagiert, wenn sie etwas nicht stoppen, „hüten“ oder kontrollieren darf. Zum Beispiel, wenn meine beiden anderen Hunde miteinander spielen und sie nicht eingreifen soll, dann fällt es ihr schwer, ruhig zu bleiben, und sie bellt, weil sie ihre Emotionen nicht gut regulieren kann. Das passiert auch, wenn sie bei einer Aktivität mal nicht mitmachen darf.
Was war euer schönster gemeinsamer Moment bisher?
Ein besonders schöner Moment war, als wir beim Wandern plötzlich einer Herde Steinböcke begegneten. Wir standen einfach da und beobachteten sie gemeinsam, ganz ruhig, Seite an Seite. Es war ein stiller, besonderer Moment zwischen uns.
Ein anderes Highlight war, als Tahiti es endlich schaffte, den Frisbee in der Luft zu fangen. Daran hatten wir wirklich lange geübt, und als es klappte, war die Freude auf beiden Seiten riesig.
Nicht jeder Moment war aber so leicht. Beim Mantrailen hatten wir einmal einen richtigen Rückschlag: Ihre Schleppleine blieb an einem parkierenden Fahrrad hängen, und die ganze Reihe fiel um. Danach hatte sie große Mühe, wieder Vertrauen in die Übung zu fassen. Doch mit Geduld und kleinen Schritten kam die Freude langsam zurück, und als es schließlich wieder so gut lief wie früher, war ich einfach unglaublich stolz auf sie.
Was hast du durch deinen Hund über dich oder das Leben gelernt?
Tahiti spiegelt mich unglaublich stark. Sie ist ein sehr nervöser, hibbeliger Hund, und ich habe schnell gemerkt, dass sich meine Energie direkt auf sie überträgt. Wenn ich unruhig werde oder mich ihr Bellen nervt, wird es nur schlimmer. Ich musste lernen, nicht mit derselben Energie zu reagieren, sondern der ruhige Gegenpol zu sein, nur so kann sie wieder runterfahren und sich entspannen.
Mit Tahiti muss ich sehr klar und konsequent sein. Sie merkt sofort, wenn ich etwas schleifen lasse, und nutzt das gnadenlos aus. 😉 Dadurch habe ich gelernt, mir Zeit zu nehmen, geduldig zu bleiben und wirklich konsequent zu handeln.
Wenn sie unausgelastet ist, spüre ich das sofort – sie zeigt es durch vermehrtes Bellen oder Unruhe. Das hat mir deutlich gemacht, wie wichtig es ist, ihr im Alltag genug Auslastung und Abwechslung zu bieten. So sind wir beide ausgeglichener und zufriedener.
Dein Tipp für Menschen, die sich diese Rasse anschaffen wollen.
Überlegt es euch sehr gut. Ein Mudi ist nicht mit einem Border Collie oder Australian Shepherd zu vergleichen. Man muss bei sich sein, Ruhe ausstrahlen und aushalten können, dass diese Hunde laut sein können. Viele Mudis kommentieren alles, sie spielen laut, sie rennen laut, sie melden gern. Es kann sein, dass sie fremde Menschen und fremde Hunde nicht mögen, sie sind oft stark auf ihre Bezugsperson fixiert.
Mudis sind sehr schlau und lernen schnell, auch Dinge, die weniger praktisch sind. Sie können territorial sein, sie sind zum Melden gemacht und geben entsprechend an. Das macht sie zu einer sehr eigenen Rasse, nicht null acht fünfzehn, aber genau deshalb machen sie großen Spaß.
Wichtig ist, dass man mit ihnen arbeitet und sie aktiv beschäftigt. Ein Mudi braucht Aufgaben, Klarheit und gemeinsame Aktivitäten. Als klassischer Familienhund, der einfach nur mitläuft, eignet er sich eher nicht. Wer jedoch Freude an Training, Struktur und gemeinsamer Arbeit hat, findet im Mudi einen klugen, loyalen und leidenschaftlichen Partner.
Malti, Tahiti & Cheryl
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