Rottweiler - Dizzy
Dizzy
Wer bist du & wer ist dein Hund?
Ich bin Lucia und lebe mit meinem Partner sowie unseren beiden Hunden, meinem eigenen Hund Dizzy und dem Hund meines Partners, in Winterthur im Kanton Zürich. Beruflich bin ich teils als Hundetrainerin, teils als Primarlehrerin tätig.
Wie alt ist dein Hund & wie lange lebt er schon bei dir?
Dizzy ist 13 Monate alt. Ich habe sie im Juni 2024 mit 8 Wochen zu mir geholt.
Welche Rasse ist dein Hund & warum hast du dich für sie entschieden?
Ich habe mich bewusst für einen Rottweiler entschieden, weil ich eine Rasse aus der Molosser-Gruppe wollte. Ihre ruhige, ausgeglichene Art spricht mich an, sie sind nicht hibbelig, arbeiten gerne und bringen gleichzeitig eine angenehme Gelassenheit mit. Rottweiler haben viel Power, sind aber auch gemütlich unterwegs. Auch optisch hat mir diese Rasse schon immer sehr gut gefallen.
Wie habt ihr zueinander gefunden?
Ich habe mich bei verschiedenen Rottweiler-Zuchten in der Schweiz informiert und bin beim Durchtelefonieren auf eine sehr sympathische Züchterin gestossen. Nach einem langen Telefonat merkte ich sofort: Das passt zwischen uns. Ich habe sie daraufhin besucht. Da zu diesem Zeitpunkt alle Welpen bereits vergeben waren, setzte sie mich auf die Warteliste für einen späteren Wurf, ein Jahr später.
In diesem „Wartejahr“ habe ich sie immer wieder besucht, die Mutterhündin besser kennengelernt und mir so ein sehr gutes Bild von der Zucht machen können. Wir blieben die ganze Zeit in Kontakt. Als es dann so weit war, wurde mir Dizzy zugeteilt. Ich durfte angeben, welchen Charakter ich mir wünsche und ob es ein Rüde oder eine Hündin sein sollte. Ich wollte eine Hündin und Charakterlich wollte ich keine «Schlaftablette», aber auch kein extrem extrovertierter Hund. Welche Hündin dann zu mir passt, entschied die Züchterin, und sie hat eine wirklich großartige Wahl getroffen.
Was liebst du besonders an deinem Hund?
Sie ist sehr lustig und macht viele Faxen, über die man oft einfach lachen muss. Mit ihrem grossen Körper wirkt sie manchmal wie ein kleiner Tollpatsch. Gleichzeitig kann sie unglaublich liebevoll und herzig sein. Ich schätze aber auch ihren sturen Kopf. Sie fordert mich heraus, bringt mich zum Nachdenken, und ich darf durch sie ständig dazulernen.
Was macht deine Rasse aus, Klischees, Wahrheit & Überraschungen?
Überrascht hat mich, dass sie auch eine unsichere Seite zeigt. Manchmal hat sie Angst vor ihrem eigenen Schatten, ihrem Spiegelbild oder einem raschelnden Plastiksack, Dinge, die man einem Rottweiler gar nicht zutrauen würde. Sie ist längst nicht so selbstbewusst, wie man es von dieser Rasse oft erwartet.
Was jedoch dem typischen Klischee entspricht: Sie ist sehr stur. Wenn ein anderer Hund einmal nachfragt, fragt sie fünfmal nach. Sie ist körperlich sehr präsent, stürmt gerne voran und rennt auch mal alles über den Haufen, besonders fällt das auf, wenn sie mit ihren Geschwistern zusammen ist. Fremden gegenüber ist sie hingegen erstaunlich offen, auch das ist eher untypisch für einen Rottweiler.
Wie sieht euer Alltag aus?
Unser Alltag ist sehr abwechslungsreich. Wenn ich als Hundetrainerin unterwegs bin, nehme ich sie, je nach Kunde oder Unterricht mit. Wenn das nicht möglich ist, gehen wir vorher gemeinsam spazieren, und sie bleibt danach zuhause, was für sie überhaupt kein Problem ist.
Wo immer es möglich ist, begleitet sie mich: sei es in die Schule, ins Fitness oder zu anderen Terminen. So lernt sie ganz unterschiedliche Orte und Alltagsumgebungen kennen. Hin und wieder dürfen wir Kindergärten oder Schulklassen besuchen, wo wir den Kindern zeigen, wie man sich Hunden gegenüber richtig verhält. Auch den regelmäßigen Besuch in der Hundeschule machen wir gemeinsam, ein wichtiger Bestandteil unserer gemeinsamen Entwicklung.
Gab oder gibt es Herausforderungen mit deinem Hund?
Als Welpe war sie eine tolle, sehr brave Hündin, sie hat super gehört und war fast nie an der Leine.
Mit dem Beginn der Pubertät hat sich das stark verändert. Sie steckt mitten in ihrer Entwicklung, und die Pubertät ist zurzeit ein zentrales Thema. Seitdem hat sie ständig neue Ideen im Kopf, und besonders ihre Impulskontrolle bei bewegten Reizen ist aktuell eine grosse Herausforderung. Plötzlich möchte sie Blättern oder Vögeln nachjagen, etwas das früher nie ein Thema war. Sie reagiert extrem fein auf meine Stimmung: Wenn ich nervös, hektisch oder gestresst bin, funktioniert bei ihr kaum noch etwas.
Eine zusätzliche Herausforderung ist die Reaktion der Umwelt, seitdem neuen Rottweiler-Verbot im Kanton Zürich. Viele Menschen tuscheln, machen abfällige Bemerkungen oder wechseln sogar die Strassenseite, wenn wir vorbeilaufen. Manche nehmen zur „Sicherheit“ sofort ihr Kind auf den Arm. Das verletzt mich, und macht mich traurig. Wenn wir durch die Stadt gehen, werden wir oft kritisch beobachtet. Und wenn Dizzy, wie es in der Pubertät eben vorkommt, nicht sofort aufs erste Wort hört, wird man gleich verurteilt. Ein Labrador, der daneben unkontrolliert herumrennt und gar nicht hört, wird dagegen als „lustig“ empfunden. Das empfinde ich als sehr unfair.
Was war euer schönster gemeinsamer Moment bisher?
Besonders schön war für mich die Zeit, in der ich mit ihr als Welpe gemeinsam die Welt entdecken durfte. Ihr dabei zuzusehen, wie sie ihre ersten Begegnungen mit grossen Tieren erlebte, wie sie sich aus Unsicherheit eng an mich drückte, sich dann aber Schritt für Schritt mehr zutraute, das waren sehr besondere Momente. Auch ihre ersten „Zoomies“ oder das erste Herumtoben im Schnee gehören zu den Erinnerungen, die mir besonders ans Herz gewachsen sind. Diese Erlebnisse mit ihr zu teilen, war einfach einzigartig.
Was hast du durch deinen Hund über dich oder das Leben gelernt?
Ich habe gelernt, dass es einem egal sein muss, was andere über einen denken, wenn man seinen Hund fair und konsequent erziehen will. Ich habe gelernt, dass ich mit Ruhe und Geduld mit ihr arbeiten muss. Und dass es manchmal besser ist, über etwas zu lachen, wenn es nicht klappt, denn Gelassenheit bringt einen weiter als Frust oder Abbruch. In der Hundeerziehung habe ich verstanden, wie wichtig es ist, sich Zeit zu lassen, und dass es völlig in Ordnung ist, sich diese Zeit auch zu nehmen.
Dein Tipp für Menschen, die sich diese Rasse anschaffen wollen.
Wichtig ist, sich gut zu informieren, was es braucht, um einen Rottweiler zu führen: Passt der Hund überhaupt zum eigenen Leben? Habe ich genug Zeit, und bin ich der körperlichen Kraft dieser Rasse gewachsen?
Auch bei der Zuchtauswahl sollte man sich Zeit nehmen. Einen Hund einfach im Internet zu kaufen, ohne die Elterntiere kennenzulernen oder ohne die Zucht persönlich besucht zu haben, ist keine gute Idee. Ich würde nie einen Hund aus zweiter Hand übernehmen, ohne genau zu wissen, woher er kommt. Man sollte sich Zeit lassen bei der Auswahl, die Zuchtstätte mehrmals besuchen und sich sicher sein, dass man wirklich bereit ist, die Verantwortung für einen so charakterstarken Hund zu übernehmen.
Man sollte sich auch überlegen: Was mache ich, wenn ich in die Ferien fahre oder krank bin? Wem kann ich meinen Hund anvertrauen? Gerade Rottweiler haben einen starken Charakter, ich würde meine Dizzy deshalb auch nicht einfach jedem überlassen.
Dizzy & Lucia
Schaut gerne einmal bei www.offleash-hundetraining.ch vorbei.